Rezension Casey McQuiston – Royal Blue

Rezension Casey McQuiston – Royal Blue

Autor: Casey McQuiston
Titel: Royal Blue
Herausgeber: Knaur Verlag
Datum der Erstveröffentlichung: 01. April 2020
Buchlänge: 464 Seiten
Titel der Originalausgabe: Red, White & Royal Blue
ISBN: 978-3-426-52615-6
Preis: TB 12,99€ / eBook 9,99€
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♥ Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Als seine Mutter zur ersten Präsidentin der USA gewählt wird, wird Alex Claremont-Diaz über Nacht zum Liebling der Nation: attraktiv, charismatisch, clever – ein Marketingtraum für das weiße Haus. Nur auf diplomatischer Ebene hapert es bei Alex leider ein wenig. Bei einem Staatsbesuch in England eskaliert Alexʼ schwelender Streit mit dem britischen Thronfolger Prinz Henry. Als die Medien davon Wind bekommen, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen den USA und England rapide. Zur Schadensbegrenzung sollen die beiden jungen Männer medienwirksam ihre Versöhnung vortäuschen.
Doch was, wenn Alex und Henry dabei feststellen, dass zwischen ihnen eine Anziehung existiert, die über eine Freundschaft weit hinausgeht?
Plötzlich steht nicht nur die Wiederwahl von Alexʼ Mutter auf dem Spiel …

Quelle: Knaur Verlag

 

 

 

Royal Blue von Casey McQuiston gehört eigentlich zu jenen Büchern die ich meide. Nicht weil es eine für viele Menschen wichtige Massage verbreitet, das Cover ansprechend gestaltet oder der Klappentext eine royale Liebelei anteasert, die alles andere als gewöhnlich ist, nein, eher deswegen, weil das Buch unwahrscheinlich oft auf Instagram zu sehen war und einen Hype auslöst hat, dem ich mich in den ersten Wochen erst einmal entziehen wollte. Bei mir ist das nämlich so, dass ich Bücher, die ständig präsent sind, vorerst aus dem Weg gehe, weil ich mich einfach schon daran sattgesehen habe, ohne es selbst gelesen zu haben. Außerdem steigt meine Erwartungshaltung oft ins unermessliche und dann sitzt man da und ist enttäuscht, weil man nicht das gleiche gefühlt hat, wie viele andere.
Eigentlich… denn keine Ahnung was den Ausschlag bei Royal Blue gegeben hat, der Hype Train hielt vor mir und ich bin spontan aufgesprungen. Ich wollte es so dringend lesen und auch lachen, leiden und fühlen! Aber ob das auch geklappt hat?

Sie leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten, die trotzdem gleicher nicht sein könnte – Alex, Sohn der amerikanischen Präsidentin und Henry, Enkel der englischen Queen und somit potentieller Thronfolger. Beide beweisen Tag für Tag ein gewisses Gespür dafür, wie sie sich in der Öffentlichkeit präsentieren, aber was die Diplomatie untereinander betrifft, sehen beide rot.
Bis bei einem Staatsbesuch in England ein Streit der beiden eskaliert und sie zur Strafe ein freundschaftliches Verhältnis inszenieren müssen, um die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zumindest in den Medien zu kitten. Doch als Henry und Alex gezwungenermaßen immer mehr Zeit miteinander verbringen müssen, wird aus der auferlegten Freundschaft rasch mehr und dieses mehr stellt die zwei vor Entscheidungen, die sie eigentlich nie so schnell treffen wollten.

 

Ich weiß, dass es schwierig werden wird. Es ist Furcht einflößend. Und wenn du mich vor einem Jahr gefragt hättest, hätte ich wahrscheinlich gesagt, dass es okay ist und dass es niemand zu wissen braucht. Aber ich bin ebenso sehr ein Mensch und ein Familienmitglied wie du. Ich habe es genauso sehr verdient, glücklich zu sein wie ihr alle.
(Seite 386)

 

Die Geschichte wird aus der Sicht von Alex erzählt, der im Gegensatz zu Henry doch recht offen und modern aufwächst. Bei ihm dreht sich viel um seine Social Media Präsenz und seinem Wunsch, selbst einmal in der Politik Karriere zu machen. Henrys Leben am englischen Königshof hingegen ist geprägt durch Gebräuche und Gepflogenheiten, was es für ihn schwierig macht, jemals wirklich aus seiner Haut zu schlüpfen – und da er sich nun mal absolut nicht für das weibliche Geschlecht interessiert, scheint ein Comingout unmöglich. Noch weiß keiner von seiner Homosexualität, bis es schließlich zu einem Kuss der beiden Protagonisten kommt und ihr Leben völlig durcheinanderwirft.
Denn bis dato war Alex nicht einmal bewusst, dass er sich überhaupt zu Männern hingezogen fühlen könnte und genau dieser Aspekt hat der Geschichte für mich nochmal das kleine Extra gegeben, woran viele Autoren scheitern.
Natürlich ist die Geschichte rein fiktiv, obwohl ich mir durchaus vorstellen kann, dass vor 10 Jahren alles hätte genau so ablaufen können, doch mittlerweile schätze ich die Queen schon etwas moderner ein.
Ansonsten ist Royal Blue solide aufgebaut und besticht vor allem durch die zwei absolut sympathischen Hauptcharaktere. Jeder für sich betrachtet ist mir nämlich sehr ans Herz gewachsen, lediglich die Beziehung der beiden zueinander, war an manchen Stellen etwas holzig und unglaubwürdig. Gerade am Anfang habe ich mich häufig gefragt woher die ganzen Gefühle, vor allem die von Alex, plötzlich kommen, ja, wie schnell er das alles akzeptiert und was hier recht schnell ging, zog sich an anderen Stellen dafür umso mehr in die Länge. Die politischen Hintergründe waren zum Teil nicht wirklich handlungsrelevant für mich und während die Beziehung von Alex und Henry mit immer größerem Interesse verfolgt habe, ist mein Lesefluss immer wieder durch ersteres unterbrochen worden. Auch ist relativ schnell klar, worauf das alles hinauslaufen wird, doch das kann ich dem Autor nicht wirklich zum Vorwurf machen – geht es mir in fast allen Büchern mittlerweile so – aber Henrys Sicht auf die Dinge hätte dem Ganzen bestimmt etwas mehr Pep verliehen.

Genug gemotzt, schließlich will ich dem Buch am Ende trotzdem vier Sternchen geben, denn eine Sache habe ich wirklich sehr geschätzt: Die Charaktere reden miteinander! Was für viele jetzt als selbstverständlich angesehen wird, ist gerade im diesem Genre leider eine Seltenheit. Denn wie oft entsteht ein künstliches Drama, weil die Protagonisten einfach nicht über ihre Probleme und ihre Sorgen reden? Wie oft entsteht ein falscher Eindruck, weil sie einfach nicht in der Lage sind offen über ihre Gefühle zu sprechen? Sie vermuten ständig, aber wissen können sie es nie, weil einfach die Kommunikation fehlt.
Hier nicht und das habe ich wirklich gefeiert! Natürlich fällt das Drama dadurch nicht gleich weg, aber es ist ein gutes Drama. Ein glaubwürdiges und durchaus auch nachvollziehbares Drama, mit dem der Autor für mich definitiv Geschichte geschrieben hat, hm?

 

 

Casey McQuiston hat der Weltpolitik mit Royal Blue die rosarote Brille aufgesetzt und eine Gay Romance Geschichte geschrieben, die sicherlich viele durch die liebevoll gezeichneten Charaktere begeistern wird. Auch wenn das Buch zwischendurch einige Längen hatte, habe ich es sehr gerne gelesen und kann deshalb auch eine klare Leseempfehlung hierfür aussprechen.

 

 

 

♥ Vielen Dank an den Knaur Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

 

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