Rezension Oyinkan Braithwaite – Meine Schwester, die Serienmörderin

Rezension Oyinkan Braithwaite – Meine Schwester, die Serienmörderin

Autor: Oyinkan Braithwaite
Titel: Meine Schwester, die Serienmörderin
Herausgeber: Aufbau Verlag
Datum der Erstveröffentlichung: 10. März 2020
Buchlänge: 240 Seiten
Titel der Originalausgabe: My Sister, the Serial Killer
ISBN: 978-3-351-05074-0
Preis: HC 20,00€ / eBook 14,99€
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♥ Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ayoola ist das Lieblingskind, unglaublich schön — und sie hat die Angewohnheit, ihre Männer umzubringen.
Korede ist eher praktisch veranlagt und dafür zuständig hinter ihrer Schwester aufzuräumen: die Krankenschwester kennt die besten Tricks, um Blut zu entfernen, und ihr Kofferraum ist groß genug für eine Leiche. Dann verknallt sich natürlich auch Tade, der hübsche Arzt aus dem Krankenhaus, in Ayoola, der doch eigentlich für Korede bestimmt ist. Jetzt muss die sich fragen, wie gefährlich ihr Schwester wirklich ist — und wen sie hier eigentlich vor wem beschützt.

Quelle: Aufbau Verlag

 

 

 

Bei einer Lesung vor einiger Zeit hat Autorin Oyinkan Braithwaite gesagt: Wer einen Mord begehen und danach nicht erwischt werden will, sollte das in Nigeria tun.
Das war zwar eher scherzhaft gemeint, dennoch hat die Aussage einen ernsten Hintergrund, denn moderne forensische und kriminalistische Methoden seinen dort nicht wirklich stark verbreitet – Polizeikorruption dafür umso mehr.
Nun hat sie das Thema aufgegriffen und auf dieser Grundlage ihren ersten Roman Meine Schwester, die Serienmörderin veröffentlicht und schaffte es damit sogar auf die Longlist des Booker Prize. Doch was kann dieser Krimi und wird er dem Hype tatsächlich gerecht?

 

Ayoola ist klein, kurvig und ein Männermagnet. Eine Traumfrau, die sich jedoch für viele ihrer Verehrer als Alptraum entpuppt. Denn Ayoola neigt auch dazu, ihre Liebhaber mithilfe eines Messers ins Jenseits zu befördern.
Und hier kommt ihre Schwester Korede ins Spiel. Groß, kantig und als Krankenschwester den Umgang mit Blut gewöhnt, dient sie Ayoola wider Willen nun schon zum dritten – und bestimmt nicht zum letzten Mal als Tatortreinigerin und Leichenentsorgerin, bis sie mit einen jungen Arzt aus dem Krankenhaus anbandelt, für den Korede schon lange schwärmt. Und zum ersten Mal muss sie sich ernsthaft Fragen, auf wessen Seite sie eigentlich steht.

 

So weit, so vorhersehbar, doch wer jetzt mit einer blutigen Wörterschlacht à la Quentin Tarantino rechnet liegt alles andere als richtig, denn hier täuschen die ersten Seiten und auch die Verpackung. Vielmehr entwickelt sich Meine Schwester, die Serienmörderin nach ein paar Absätzen zu einer Geschichte über eine schwer traumatisierte Familie mit bitterbösem Humor, die ziemlich rasant und in kurzen Kapiteln erzählt wird.
Im Mittelpunkt stehen die beiden Geschwister Ayoola, der durch ihr engelsgleiches Gesicht vieles in den Schoß fällt, und Korede, deren einziger Vertrauter ein Komapatient auf ihrer Station ist. Ihm erzählt sie in ihren Pausen all ihre Geheimnisse, da die Chance, dass er jemals wieder aufwacht, gegen Null tendiert.

 

Ich habe mich bereits gefragt, was wohl passieren würde, wenn Ayoola geschnappt würde. Wenn sie ausnahmsweise einmal für ihre Taten zur Verantwortung gezogen würde. Ich stelle mir vor, wie sie sich herauszureden versucht, aber für schuldig erklärt wird. Der Gedanke reizt mich. Ich koste ihn einen Augenblick lang aus, dann zwinge ich mich die Fantasie beiseitezuschieben. Sie ist meine Schwester. Ich will nicht, dass sie im Gefängnis verrottet, und außerdem würde Ayoola, so wie so nun einmal ist, das Gericht wahrscheinlich davon überzeugen, dass sie unschuldig wäre.
(Seite 102)

 

Oyinkan Braithwaite erzählt von einer Welt, in der Männer sehr viel Dominanz ausüben und Frauen gerne zum Spielball ihrer Launen machen.
Dabei setzt sie ihre Worte so gezielt ein, dass sie die maximale Wirkung erzielen und man einfach nur gefesselt Seite um Seite weiterliest.
Ohne unnötigen Schnickschnack und mit klarer und harter Sprache bekommen wir so auch einen kleinen Einblick in das Alltag von Korrede, die in der nigerianischen Hauptstadt Lagos lebt.
Die Stadt ist voll Gewalt und Korruption, wirkt aber durchaus auch modern und absolut nahbar.
Und dieser kulturelle Hintergrund war es auch, der einen besonderen Reiz auf mich ausgeübt hat.
Einerseits bewegen sich die Schwestern in einer globalisierten Welt, mit Smartphones und Social Media Kanälen – holen sich Schminktipps und sind erfolgreich als Influencer auf Instagram tätig. Anderseits haben Männer auch keine Probleme damit ihre Frauen und Töchter zu verprügeln oder an den Höchstbietenden zu verheiraten.

Es ist die Mischung aus knallbunten Bildern und knallharter Realität, die diesen Roman zu etwas besonderem machen und ich war absolut überrascht, was für eine höchst vergnüg­liche und auch turbu­lente Geschichte sich hinter diesen Titel verbirgt.

 

 

 

Meine Schwester, die Serienmörderin handelt von zwei Frauen, die sich in einer patriarchalen und sexistischen Gesellschaft zur Wehr setzen.
Das Buch steckt voller Über­raschungen und hat sich sofort auf die Top Ten Liste meiner Highlights für 2020 festgesetzt – von daher gibt es auch nichts anderes als eine klare Leseempfehlung von mir!

 

 

♥ Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

Über die Autorin
Oyinkan Braithwaite hat Kreatives Schreiben und Jura in Kingston studiert, in einem nigerianischen Verlag und in einer Produktionsfirma gearbeitet. Heute ist sie als freie Autorin tätig. Sie war nominiert für den Commenwealth Short Story Preis und ihr Debütroman »Meine Schwester, die Serienkillerin« war weltweit ein fulminanter Erfolg, wurde für den Booker Prize und den Women’s Prize nominiert und gewann den Los Angeles Times Prize für den besten Thriller. Eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Oyinkan Braithwaite lebt in Lagos, Nigeria.

Quelle: Aufbau Verlag

 

 

 

 

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