Rezension Margaret Atwood – Das Jahr der Flut

Rezension Margaret Atwood – Das Jahr der Flut

Autor: Margaret Atwood
Titel: Das Jahr der Flut
Herausgeber: Piper Verlag 
Datum der Erstveröffentlichung: 02. Oktober 2017
Buchlänge: 480 Seiten
Titel der Originalausgabe: The Year of the Flood
ISBN: 978-3-492-31341-4
Preis: HC 12,00€ / eBook 10,99€
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 Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Es ist das Jahr der „wasserlosen“ Flut: Eine tödliche Pandemie ist über die Menschheit hereingebrochen. Hoch über den Dächern der Stadt leben die wenigen Überlebenden, die Gottesgärtner, bei denen die robuste Toby und die zarte Prostituierte Ren Zuflucht gefunden haben. In ihrem biologisch bepflanzten Garten Eden kämpfen sie ums Überleben in einer Welt, die unter der Herrschaft verantwortungsloser Großkonzerne zugrunde gegangen ist. Eine Zukunftsvision, die vielleicht weniger fern liegt, als wir gerne glauben möchten.

Quelle: Piper Verlag

 

 

Dass Margaret Atwood in Das Jahr der Flut eine Vision aufnimmt, über die sie in Oryx und Crake bereits schon geschrieben hat, war mir nicht wirklich bewusst, denn völlig ahnungslos habe ich zu diesem Buch gegriffen ohne zu wissen, dass das eigentlich ein Folgeband sein soll. Aber nachdem ich einmal begonnen hatte, wollte ich nicht wirklich aufhören, nur um irgendeine Reihenfolge einzuhalten, und wem es genauso geht dem sei gesagt: Es geht auch so!
Am Anfang dauert es zwar ein wenig, bis man sich in die fiktive Welt der Autorin reingefuchst hat, aber ist man erst einmal ankommen, wird einem relativ schnell klar, was die Flut ohne Wasser alles zerstört und welche Konsequenzen sich daraus für die Überlebenden ergeben haben. 

 

Wer hegt und pflegt den Garten, 
Den Garten herrlich grün?
Den einstmals schönsten Garten, 
Den je ein Mensch gesehen.
Und die Geschöpfe Gottes
Vergnügten sich darin;
Dann wurde er vernichtet,
Und alles starb dahin.
(Seite 7)

 

Toby, eine ältere Frau, hat sich in einem ehemaligen Luxus-Spa verschanzt und ernährt sich seit der Flut von dem wenigen, was noch oder wieder wächst, während die junge Ren, die in einem Eros-Center eingeschlossen ist, einen Weg finden muss, um sich aus diesem aufgrund der Lebensmittelknappheit zu befreien.
Dabei erzählen beide sowohl aus ihrer Gegenwart, dem Jahr 25, als auch aus ihrer Vergangenheit, den Jahren vor der Flut, in der beide den Gärtnern, einer Widerstandssekte, angehörten. Diese Gärtner hatten sich auf den Dächern verlassender Hochhäuser angesiedelt und blühende Oasen mit Nahrung angelegt, zugleich aber auch einen religiösen Kult entwickelt, der den Respekt vor allem Leben zum Inhalt hatte.

Sehr schnell wird dem Leser bewusst, dass sich die Welt in einer Art Teilung befindet. Es gibt diejenigen, die herrschen und verwalten, die Komplexler, und die Ausgebeuteten, die Plebsler, die im Ghetto Sinkhole überleben müssen (und auch zu Lebensmitteln verarbeitet werden, wenn sie sterben). Doch so weit von unserer Gegenwart entfernt, scheint Margaret Atwood ihre Geschichte gar nicht angesiedelt zu haben, denn auch Gen-Manipulationen und Mutationen sind an der Tagesordnung und manch eine Gegebenheit ist durchaus schon mehr Realität als Zukunftsmusik. 

Und diese Aspekte sprechen eigentlich alle für einen wahnsinnig guten Roman, wenn da nicht die moralinsaure Geschichte einfach so dahinplätschern würde. Es gab leider wenig spannende Momente, sondern überwiegend jene, in denen ich den in Sackleinen gehüllten Gärtnern beim predigen ihrer Psalmen lauschen musste, aber wenn Margaret Atwood dann doch mal ihrer Fantasie freien Lauf gab, dann wurde es wie immer interessant.
Ich glaube es gibt keine Autorin, der ich ihre skurrilen und teilweise doch sehr abstoßenden Erzählungen so abkaufe wie es bei Atwood der Fall ist und das ist auch der Grund, warum selbst weniger spannungsgeladene Geschichten ihrerseits zu kleinen Highlights werden. Zudem gibt sie ihren Charakteren eine gewisse Tiefe und schafft es immer wieder, dass man über sie und auch ihr Schicksal nachdenkt.
Ihre Stärke liegt hier definitiv in der bildreichen, oft lakonischen und ironischen Darstellung der Dinge. Auch die Tatsache, dass sie sich auf die Perspektive weniger Figuren konzentriert, macht die Geschichte leicht verständlich und verhilft zudem ihre Schreckensversion glaubhaft herüberzubringen.
Und am Ende ist auch, typisch Atwood, nicht alles gut, aber die Hoffnung besteht durchaus, dass es das noch werden könnte. 

 

 

Das Jahr der Flut ist eine globale Schreckensversion einer Pandemie, die so gut wie alle Menschen ausgelöscht hat. Komplett begeistern konnte ich das Buch zwar nicht, aber die Fortsetzung möchte ich trotzdem gerne lesen. 

Wer aber jetzt aufschreit und meine Meinung so gar nicht verstehen kann und sich vielleicht noch mit den Vertonungen der Gärtner-Lieder eindecken will, der sollte die Website http://www.yearoftheflood.com besuchen. Hier gibt es auch die dazugehörigen Klingeltöne zu kaufen!

 

 

♥ Vielen Dank an den Piper Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

Über die Autorin
Margaret Atwood, geboren 1939 in Ottawa, gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit. Ihr „Report der Magd“ wurde zum Kultbuch einer ganzen Generation. Bis heute stellt sie immer wieder ihr waches politisches Gespür unter Beweis, ihre Hellhörigkeit für gefährliche Entwicklungen und Strömungen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Man Booker Prize, dem Nelly-Sachs-Preis, dem Pen-Pinter-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Margaret Atwood lebt in Toronto.

Quelle: Piper Verlag https://www.piper.de/autoren/margaret-atwood-4984

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