Rezension Christelle Dabos – Die verschwundenen vom Mondscheinpalast (Die Spiegelreisende Band 2)

Rezension Christelle Dabos – Die verschwundenen vom Mondscheinpalast (Die Spiegelreisende Band 2)

Autor: Christelle Dabos
Titel: Die verschwundenen vom Mondscheinpalast (Die Spiegelreisende Band 2)
Herausgeber: Suhrkamp Verlag  
Datum der Erstveröffentlichung: 27. Juli 2019
Buchlänge: 613 Seiten
Titel der Originalausgabe: La Passe – Miroir 2 – Les Disparus du Clairdelune
ISBN: 978-3-458-17826-2
Preis: HC 18,00€ / eBook 15,99€
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 Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Ophelia wurde gerade zur Vize-Erzählerin am Hof von Faruk erkoren und glaubt sich damit endlich sicher. Doch es dauert nicht lange, und sie erhält unheilvolle anonyme Drohbriefe: Wenn sie ihre Hochzeit mit Thorn nicht absagt, wird ihr Übles widerfahren. Und damit scheint sie nicht die Einzige zu sein: Um sie herum verschwinden bedeutende Persönlichkeiten der Himmelsburg. Kurzerhand beauftragt Faruk Ophelia mit der Suche nach den Vermissten. Und so beginnt eine riskante Ermittlung, bei der es Ophelia nicht nur mit manipulierten Sanduhren, sondern auch mit gefährlichen Illusionen und zwielichtigen Gestalten zu tun bekommt. Am Ende steht eine folgenschwere Entscheidung.

Vom glamourösen Hof der Himmelsburg in das abgründige Universum der Sanduhren und Orte, die gar keine sind – um ihr Leben sowie das ihrer Familie zu retten, muss Ophelia an ihre Grenzen gehen. Und das in einer Welt, in der sie so gut wie niemandem trauen kann, womöglich nicht einmal ihrem zukünftigen Ehemann Thorn?

Quelle: Suhrkamp Verlag    

 

Da es sich hier um den zweiten Teil der Spiegelreisenden Tetralogie handelt, sind SPOILER nicht ausgeschlossen.
Meine Rezension von Teil 1 findet ihr hier *klick*

 

 

Eine gefühlte Ewigkeit hat es gedauert, bis ich endlich die Fortsetzung der Spiegelreisenden Tetralogie in meinen Händen halten durfte und nun, nachdem ich auch diesen mehr als verschlungen habe ist es offiziell: Diese Reihe hat mein Herz gestohlen und gesellt sich ohne Wenn und Aber zu den Favoriten in meinem Regal.
Es passiert mir leider immer seltener, dass Bücher und deren Inhalt mich noch überraschen können, da man das Gefühl hat, oft schon alles irgendwo einmal gehört oder gelesen zu haben. Wenn man dann aber wie Alice kopfüber in die Welt von Christelle Dabos stützt, weiß man plötzlich wieder, wofür sich das lange Warten und Hoffen gelohnt hat.
Sie schafft eine Welt, in der ich mich immer wieder aufs Neue verliere, schmückt diese mit unglaublich viel Fantasie aus und bereichert sie mit einzigartigen und unkonventionellen Charakteren, die man einfach nur ins Herz schließen kann. Alles ist wunderbar schrullig und mit so viel Liebe zum Detail herausgearbeitet, dass es mir oft schwer gefallen ist, das Buch überhaupt zur Seite zu legen und in die Realität zurückzukehren. Es fühlt sich an, als würde man genüsslich bei Oma aufs samtbezogene Sofa sinken. Der Keksduft umspielt unaufhörlich die Nase, die mit Rosen verzierte Teetasse füllt sich von ganz allein und der Drang, diese bilderbuchhafte Umgebung zu verlassen schwindet sekündlich.
Klingt traumhaft oder?
Also wehrt euch nicht und lasst euch fallen. Kehrt mit Ophelia und Thorn zurück an den Pol und versinkt in der Poesie der Worte, die uns Christelle Dabos auf Neue schenkt.

Ophelia fühlt sich selbst nach Wochen am Pol noch immer fremd in Thorns Welt und auch das Verschwinden des Drachen-Klans bereitet ihr und Berenilde zusätzliche Magenschmerzen.
Um in dieser intrigenreichen und fremden Welt weiterhin zu überleben, müssen die beiden Frauen nun um Schutz durch den Familiengeist Faruk bitten, doch der gewährt diesen natürlich nicht bedingungslos. Ophelia, die das Rampenlicht so gar nicht mag,  wird kurzerhand durch ihn zur Vize-Erzählerin des Hofes ernannt und muss nach Farkus Belieben und zu seiner Erheiterung Geschichten erzählen.
Aber selten kommt ein Problem allein, denn auch die Hochzeit mit ihrem Verlobten Thorn rückt immer näher und plötzlich verschwinden auf mysteriöse Weise wichtige Personen aus dem Mondscheinpalast und ehe Ophelia sichs versieht, steckt sie mitten in den Ermittlungen, die auch ihr Leben bedrohen.

Während der erste Band dieser Reihe anfangs noch gemächlich eine Person nach der anderen einführte, Welten vor dem inneren Auge erschuf und die Traditionen und Gebräuche des Pols durchleuchtete, beginnt Die verschwundenen vom Mondscheinpalast doch ehr rasant.
Mit Hilfe der kurzen Zusammenfassung auf den ersten Seiten erhält man zwar noch einmal einen kurzen Überblick der vergangenen Geschehnisse, aber sobald das Gedächtnis aufgefrischt ist, knüpft die Geschichte nahtlos an den Vorgänger an.
Problemlos flog ich wieder durch die Seiten, verirrte mich in den gesponnen Netzen der Intrigen und habe mich von den zahlreichen Illusionen erneut blenden lassen.
Ophelia, Thorn und mein besonderer Liebling Archibald waren mir sofort wieder vertraut und gerade deren Entwicklungen ließen mich oft wohlwollend aufseufzen. Jede ihrer liebevollen Macken sind absolut glaubwürdig dargestellt, machen sie zu etwas Besonderem und auch wenn sie an diesen wachsen, bleiben sie doch gleich bezaubernd.
Die langsam wachsende Romanze zwischen Ophelia und Thorn nimmt dieses Mal zwar etwas mehr Raum ein, drängt sich aber nie auf. Ich mag das, was die beiden da haben, auch wenn Thorn noch immer so liebevoll ist, wie ein Sack Kartoffeln.  

Und jetzt beginne ich auch langsam zu verstehen, warum das Buch so oft mit Harry Potter verglichen wird. Am Anfang dachte ich noch: Das Eine hat doch gar nichts mit dem Anderen zu tun! Beide Geschichten unterscheiden sich so massiv voneinander.
Aber darum geht es gar nicht.
Es geht weder um die Magie, die sowohl die Bewohner von Hogwarts, als auch die Bewohner des Pols beherrschen oder darum, wie ähnlich die Geschichten vielleicht sein sollen.
Es geht um das Gefühl, dass sich während des Lesens einstellt – denn das bei beiden Büchern gleich.
Als würde man nach Hause kommen.
Man fühlt sich sofort wohl, möchte gar nicht mehr aufhören und ist einfach nur traurig, wenn die letzte Seite gelesen ist.
In diesem Sinne:
Hogwarts and the Pole will always be there to welcome you home. 

 

 

Die verschwundenen vom Mondscheinpalast von Christelle Dabos steht dem Vorgängerband in nichts nach – ich würde sogar behaupten, dass er ihn sogar noch übertrifft.
Der Einfallsreichtum und die Kreativität der Autorin scheint keine Grenzen zu kennen und machen mich ein ums andere Mal sprachlos.
Ich bin so gespannt auf die Fortsetzung und hoffe, dass sich das innere Chaos, welches das Ende bei mir hinterlassen hat, bis dahin etwas gelichtet hat.
Lest es, liebt es und lasst euch verzaubern!
Klare Leseempfehlung!

 

 

♥ Vielen Dank an den Suhrkamp Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

 

 

Über die Autorin 

Christelle Dabos wurde 1980 an der Côte d’Azur geboren. Nach ihrem Studium zog sie nach Belgien und arbeitete als Bibliothekarin. Als sie 2007 an Krebs erkrankte, begann sie zu schreiben. Zunächst veröffentlichte sie Auszüge aus Die Spiegelreisende im Internet. Nachdem sie den Jugendbuchwettbewerb von Gallimard Jeunesse gewonnen hatte, wurde der erste Band der Serie, Die Verlobten des Winters, publiziert und entwickelte sich rasch zu einem Bestseller. Die auf das Debüt folgenden Bände der Saga, Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast und Das Gedächtnis von Babel, erscheinen 2019 auf Deutsch im Insel Verlag. Gerade hat Christelle Dabos den vierten Band der Tetralogie fertiggeschrieben.

Quelle: Suhrkamp Verlag  

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