Rezension Walter Moers – Weihnachten auf der Lindwurmfeste

Rezension Walter Moers – Weihnachten auf der Lindwurmfeste

Autor: Walter Moers
Titel: Weihnachten auf der Lindwurmfeste
(oder: Warum ich Hamoulimepp hasse)
Herausgeber: Penguin Verlag  
Datum der Erstveröffentlichung: 23. November 2018
Buchlänge: 112 Seiten
ISBN: 332860071X
Preis: HC 15,00€ / eBook 9,99€
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 Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Als Walter Moers den Briefwechsel zwischen Hildegunst von Mythenmetz und dem Buchhaimer Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer sichtete, stieß er auf einen Brief, in dem der zamonische Autor ein Fest schildert, das Moers frappierend an unser Weihnachtsfest erinnert hat. Die Lindwürmer Zamoniens begehen es alljährlich und nennen es »Hamoulimepp«. Während dieser drei Feiertage steht die Lindwurmfeste ganz im Zeichen der beiden Figuren »Hamouli« und »Mepp«, die unserem Weihnachtsmann und dem Knecht Ruprecht verblüffend ähneln. Außerdem gehören zur Tradition Hamoulimeppwürmer, Hamoulimeppwurmzwerge, ungesundes Essen, ein Bücher-Räumaus, ein feuerloses Feuerwerk und vieles andere mehr. Laut Moers, kein Freund der Weihnachtsfeierei, gibt dieser Brief von Mythenmetz einen profunden Einblick in die Gebräuche einer beliebten zamonischen Daseinsform, der Lindwürmer. Nie war Weihnachten so zamonisch.

Quelle: Penguin Verlag   

 

 

Es ist jedes Mal so, als habe eine Geisteskrankheit in Gestalt einer unsichtbaren Wolke die Lindwurmfeste eingehüllt und sämtliche Bewohner kollektiv um den Verstand gebracht. Mit einer einzigen Ausnahme: Denn ich bin vollkommen gegen Hamoulimepp resistent.
(Seite 21)

 

Als Walter Moers den regen Schriftverkehr von Hildegunst von Mythenmetz, dem wohl bekanntesten Lindwurm Zamoniens, an den Buchhaimer Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer sichtet, stößt er auf einen Brief, in dem Hildegunst ein Fest beschreibt, dass unserem Weihnachten nicht ganz unähnlich ist. Hamoulimepp nennt es sich und wird an den letzten drei Tagen des Jahres mit Bräuchen, Liedern und allerhand Gaumenfreuden auf der Lindwurmfeste gefeiert.

Heraus kam dieses Büchlein, das aus der erneuten Zusammenarbeit von Autor und Übersetzer Walter Moers und Illustratorin Lydia Rode entstanden ist. 

Eigentlich sollte man meinen, dass bereits im Vorfeld klar war, worum es sich hier handeln würde – ein Auszug aus eben jener, oben genannten Korrespondenz.
Und genau DAS gab es auch.
Von daher kann ich etliche der bestürzten Reaktionen auf dieses Werk nur bedingt verstehen. Sicherlich kann man anhand des Umfanges durchaus von einer gut strukturierten Mythenmetzschen Abschweifung sprechen, aber ein Blick auf die Seitenzahl hätte gereicht, um bei vielen die Erwartungshaltung an eine umfangreiche Geschichte à la Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär etwas zurückzuschrauben.
Auch ein Großteil der negativen Bewertungen geht hierauf zurück und dieser Umstand ärgert mich am meisten, denn er steht in keinem Verhältnis zu dem illustrierten Schatz, den man mit Weihnachten auf der Lindwurmfeste in den Händen hält.

 

Warum bringen sich erziehungsberechtigte Lindwürmer eigentlich mutwillig um das Vergnügen, ihre Kinder darüber aufzuklären, dass ihre Eltern sichte kostenbaren Geschenke vom Mund abgespart und so liebevoll verpackt haben? Warum verzichten sie auf die vielleicht ewige Dankbarkeit einer Kinderseele und lassen sie grundlos nichtexistierende Phantasiefiguren zukommen, für die sie auch noch eine komplizierte und widersprüchliche Lügengeschichte stricken?
(Seite 33)

Ja ihr merkt, ich muss hier abermals eine Lanze für Herrn Moers brechen, denn sein Ideenreichtum scheint schier grenzenlos.
Gekonnt münzt er die Traditionen von Hamoulimepp auf unseren weihnachtlichen Wahnsinn um und parodiert unter anderem unsere kindgerechten Lügenmärchen in Bezug auf die fragliche Existenz von Nikolaus und Christkind. Kleine Lindwurmherzen brechen, wenn diese Seifenblase platzt und jeder von uns erkennt sich bestimmt in so manch einer Erzählung wieder.
Im plaudernden Tonfall drückt uns, der als Grinch anmutende Hildegunst, diesmal einen Stempel des Irrsinns auf und man ist durchaus versucht nach dem Beenden der Geschichte über die Sinnhaftigkeit des ein oder anderen Brauchs nachzudenken.
Sehr gut hat mir die Tradition des Bücher-räumaus gefallen, bei dem jeder seine ungeliebten Bücher aussortiert und vor die Tür stellt, um beim Nachbarn vielleicht neue Schätze zu finden.

Die Illustrationen von Lydia Rode fügen sich, wie auch schon bei Prinzessin Insomnia, perfekt in die Briefliteratur mit ein und runden das Kopfkino, das sich beim Genuss eines Zamonien Romans eh einstellt, perfekt ab. 

Es gilt also: Wer sich für die Details des zamonischen Lebens interessiert und/oder auch sonst die Fußnoten von Prof. Dr. Abdul Nachtigallers Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung mit Freuden liest, dem kann ich dieses Buch wirklich uneingeschränkt empfehlen.
Wer allerdings primär auf die Entwicklung des Handlungsbogens um Hildegunst von Mythenmetz aus ist, wird ganz klar nicht auf seine Kosten kommen.
Einsteigern rate ich mit Rumo, Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär oder Die Stadt der träumenden Büchern zu beginnen, da bei diesem Werk sonst der Zusammenhang fehlt. 

 

 

Ganz viel Mamihlapinatapaai und Applaus für dieses Buch, denn eins steht für mich schon lange fest: Nicht nur Hildegunst von Mythenmetz, sondern auch Walter Moers sind ganz eindeutig vom Orm durchdrungen.

Ein Hoch auf Zamonien – und alles, was darin, darunter und rundherum kreucht und fleucht!

 

 

 

 

♥ Vielen Dank an den Penguin Verlag der Verlagsgruppe Random House für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

Über den Autor 

Der Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz ist der bedeutendste Großschriftsteller Zamoniens. Berühmt wurde er durch seine 25-bändige Autobiographie «Reiseerinnerungen eines sentimentalen Dinosauriers», ein literarischer Bericht über seine Abenteuer in ganz Zamonien und vor allem in der Bücherstadt Buchhaim.
Sein Schöpfer Walter Moers hat sich mit seinen phantastischen Romanen, weit über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinaus, in die Herzen der Leser und Kritiker geschrieben. Alle seine Romane wie «Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär», «Die Stadt der träumenden Bücher», «Der Schrecksenmeister» und zuletzt «Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr» waren Bestseller.
Neben dem Kontinent Zamonien mit seinen zahlreichen Daseinsformen und Geschichten hat Walter Moers auch so erfolgreiche Charaktere wie den Käpt’n Blaubär, das Kleine Arschloch und die Comicfigur Adolf, die Nazisau geschaffen.

Quelle: Penguin Verlag   

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