Rezension Martine Letterie – Kinder mit Stern

Rezension  Martine Letterie – Kinder mit Stern

 

Autor: Martine Letterie
Titel: Kinder mit Stern
Herausgeber: Carlsen Verlag 
Datum der Erstveröffentlichung: 28. Februar 2019
Buchlänge: 128 Seiten
Titel der Originalausgabe: Kinderen met een ster
ISBN: 978-3551557629
Preis: HC 11,00€ / eBook 7,99€
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 Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

„So ein Quatsch, dass ihr nicht in den Zoo dürft!“, hatte Lies gesagt. „Ich gehe mit Rosa dahin, wenn sie Geburtstag hat. Davon hält mich keiner ab!“

Rosa liebt den Zoo. Die Giraffen mit ihrem weichen Fell und den schönen Augen mag sie besonders gern. Und Jules will eigentlich bloß mit der Straßenbahn zu seinem besten Freund fahren, so wie immer. 

Doch auf einmal dürfen sie das nicht mehr. Denn es ist 1940 und nach dem Überfall der Deutschen auf die Niederlande wird das Leben jüdischer Kinder und ihrer Familien von Tag zu Tag schwieriger. Aber Rosa und Jules, Klaartje, Leo, Ruth und Bennie, von denen in diesem Buch erzählt wird, erleben nicht nur Schrecken und Leid, sondern trotz allem auch Momente voller Glück und Zusammenhalt.

Quelle: Carlsen Verlag  

 

 

Der Judenstern (Gelber Stern) war ein vom nationalsozialistischen Regime eingeführtes Zwangskennzeichen für Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 rechtlich als Juden galten. Er bestand aus zwei überlagerten, schwarzumrandeten gelben Dreiecken, die einen handtellergroßen sechszackigen Stern nach Art eines Davidsterns bildeten. Darin befand sich die schwarze Aufschrift „Jude“, deren geschwungene Buchstaben die hebräische Schrift verhöhnen sollten.
(Quelle: Wikipedia)

 

 

“Wie schön!“ Rosa springt auf und schlingt die Arme um Mamas Hals. “Jetzt habe ich einen eigenen Stern!“
Als Rosa sich wider hinsetzte, sieht sie, dass Mama Tränen in den Augen hat.
(Seite 29)

 

Es sind wunderschön illustrierte, aber zugleich tieftraurige Geschichten, die aus der Sicht von sechs Kindern erzählt werden, die im zweiten Weltkrieg ins Lager Westerbork deportiert wurden. Mit unschuldigen Fragen und Beobachtungen werden sie mit oder ohne Eltern ihren gewohnten Umgebungen entrissen und treten eine Reise an, dessen Ende für sie mehr als unbekannt ist.
Wir jedoch kennen den Ausgang und wissen heute, dass der Holocaust für die verfolgten Juden einen absoluten Vertrauensbruch auf vielen Ebenen bedeutete. Menschen verrieten Freunde, Verwandte und Nachbarn und es gab keinen Verlass mehr auf nichts und niemanden. Die Eltern wussten zum Teil was ihnen bevorstand, wollten ihren Kindern aber nichts von ihrer Angst anmerken lassen und ließen sie verständlicherweise im Ungewissen.

Wer von diesen Kindern kommt zurück? Diese Frage habe ich mir während des Lesens ständig gestellt und es ist umso schmerzhafter, da ich die Antwort bereits aus den Geschichtsbüchern kenne: Über 18.000 jüdische Babys und Kinder, die über das hier genannte Lager in Westerbrok abtransportiert wurden fanden den Tod – und das nur, weil sie zur falschen Zeit, in der falschen Familie geboren wurden.
Es sind Gräueltaten an Menschen, die sprachlos und betroffen machen und trotzdem ist Kinder mit Stern ein Buch, dass ich jederzeit mit meiner Tochter lesen würde. Selbstverständlich ist es keine leichte Kost, aber dennoch so geschmeidig und vorsichtig erzählt, dass ich es bereits interessierten Kinder ab sechs Jahren empfehlen kann. 

 

 

Kinder mit Stern ist ein wunderschönes und unendlich wichtiges Buch, aber zugleich auch ein Mahnmal an die Menschheit.
Eine Geschichte über Hass, Macht, unermessliches Leid, Hoffnungslosigkeit und den Tod, die sich nie nie wieder wiederholen darf.
Wer mit seinen Kindern über die Nazizeit sprechen möchte, findet hier eine einfühlsame Geschichte mit Illustrationen, die selbst die Kleinsten verzaubern und uns Erwachsenen an manchen Stellen eine Gänsehaut bescheren. 

 

 

♥ Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

Über die Autorin

Martine Letterie, geboren 1958 in Amsterdam, hat Niederlandistik studiert und als Lehrerin und Dozentin gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete.

Quelle: Carlsen Verlag

 

 

 

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