Rezension Sarah Perry – Nach mir die Flut

Rezension Sarah Perry – Nach mir die Flut

Autor: Sarah Perry
Titel: Nach mir die Flut
Herausgeber: Eichborn Verlag / Verlagsgruppe Bastei Lübbe
Datum der Erstveröffentlichung: 28. September 2018
Buchlänge: 272 Seiten
Titel der OriginalausgabeAfter me comes the flood
ISBN: 9783847906513
Preis: HC 24,00€ / eBook 17,99€
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 Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

An einem heißen Sommertag beschließt John Cole sein Leben hinter sich zu lassen.
Er sperrt seinen Buchladen zu, den nie jemand besuchte, und verlässt London. Nach einer Autopanne sucht er Hilfe, verirrt sich und gelangt zu einem herrschaftlichen, aber heruntergekommenen Anwesen.
Dessen Bewohner empfangen ihn mit offenen Armen – aber hinter der seltsamen Wohngemeinschaft steckt ein Geheimnis. Sie alle kennen seinen Namen, haben ein Zimmer für ihn vorbereitet und beteuern, schon die ganze Zeit auf ihn gewartet zu haben.

Wer sind diese Menschen?
Und was haben sie mit John vor?

Nach mir die Flut ist der eindringliche Debütroman von Sarah Perry. Betörend schön, unheimlich und psychologisch raffiniert. Ein elegant-düsteres Kammerspiel

Quelle: Eichborn Verlag / Verlagsgruppe Bastei Lübbe        

 

 

John Cole, ein betagter Londoner Buchhändler mit eher farblosem Leben, verirrt sich auf der Fahrt zu seinem Bruder im Wald und findet dort ein verfallenes Herrenhaus, dessen Bewohner auf ihn gewartet zu haben scheinen. Er wird freudig begrüßt und zu seinem Zimmer geführt, spürt aber sogleich die seltsame Atmosphäre, die Haus und Bewohner umgibt. Als er wenig später herausfindet, dass es gar nicht er war, auf den die Leute gewartet haben, ist es schon zu spät. Er ist mitten drin in dieser zweifelhaften Gemeinschaft und irgendwas hält John zurück, ihnen die Wahrheit über sich zu erzählen. 

 

 

Ich sitze hier im Haus einer Fremden und schreibe mit einem Stift, der nicht mir gehört, in ein gestohlenes Heft. Ich bin ein Lügner und sitze lachend im Dunkeln – warum sollten sie mich nicht für einen Verrückten halten?
(Seite 181)

Es gibt Bücher, die einen ab der ersten Seite vollkommen einnehmen. Bücher, die man nicht wirklich einem Genre zuordnen kann, aber gerade deswegen so großartig anders sind. Von Autoren geschrieben, die wissen, wie man mit Protagonisten beeindruckt und Leser mit ihren Worten vollkommen verwirren.
Und genau das beschreibt “Nach mir die Flut“ von Sarah Perry ziemlich gut.

Von Beginn an bleibt einem eigentlich kaum Zeit zum Durchatmen. Man wird direkt von Johns naiver und liebenswerter Art eingenommen und stürzt sich mit ihm ins Abenteuer (oder ins Verderben, je nachdem).
Dreh und Angelpunkt bilden ein mysteriöses Herrenhaus und dessen direkte Umgebung. Mit der Ankunft von Cole wird dem Leser direkt bewusst, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Die Atmosphäre wirkt leicht bedrohlich, die Bewohner hüten Geheimnisse und man weiß nicht so recht, was genau sie zusammengeführt hat, oder in welchem Verhältnis sie dort miteinander leben. Auch John ist hin- und hergerissen. Einerseits will er so schnell wie möglich wieder verschwinden, da diese Leute offensichtlich jemand anderen erwartet haben müssen, andererseits ist er fasziniert von diesem Schauspiel, dass sich ihm hier bietet.
Autorin Sarah Perry treibt die Story mit sehr hoher Geschwindigkeit voran, lässt einen im Dunkeln tappen und Vermutungen anstellen und dann, ganz plötzlich, löst sie mitten im Buch das Geheimnis auf. Puff…
Wer aber nun denkt, dass diese Tatsache der Großartigkeit dieser Geschichte einen Abbruch getan hat, der irrt sich gewaltig. Denn plötzlich baut sich ein kammerspielartiges Szenario auf, dass in seiner Dichte und Eleganz beeindruckt. Die Handlung entwickelt nun einen Sog, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte. Und so flogen die letzten, wie die ersten Seiten einfach so dahin. Wie unter einer Galsglocke, nach außen hin abgeschottet, verfolgt man diese prekäre Situation immer weiter, bis diese außergewöhnlich traumartige Story zu Ende erzählt ist.
Was bleibt, ist der Eindruck eines äußerst gelungenen Debütromans und der Wunsch, definitiv mehr von dieser Autorin zu lesen.

 

 

Kunstvoll beschriebene Charaktere, elegant filigrane Formulierungen und eine Geschichte, die es sich zu lesen lohnt.
“Nach mir die Flut“ trifft sicherlich nicht jedermanns Geschmack, konnte mich aber absolut begeistern. 

 

 

♥ Vielen Dank an den Eichborn Verlag der Verlagsgruppe Bastei Lübbe für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

Über die Autorin

Sarah Perry wurde 1979 in Essex geboren und lebt heute in Norwich. Ihr Roman Die Schlange von Essex war einer der größten Überraschungserfolge der letzten Jahre in England. Ausgezeichnet als Buch des Jahres 2016 der Buchhandelskette Waterstones, Gewinner des britischen Buchpreises 2017 für den besten Roman sowie für das beste Buch insgesamt. Der Roman war nominiert für den Costa Novel Award, den Dylan Thomas Prize, den Walter Scott, den Baileys und den Wellcome Book Prize.

Quelle: Eichborn Verlag / Verlagsgruppe Bastei Lübbe    

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