Rezension Iris Murdoch – Ein abgetrennter Kopf

Rezension Iris Murdoch – Ein abgetrennter Kopf

Autor: Iris Murdoch
Titel: Ein abgetrennter Kopf
Herausgeber: Piper Verlag 
Datum der Erstveröffentlichung: 02. November 2017
Buchlänge: 336 Seiten
Titel der Originalausgabe: A Severed Head
ISBN: 3492058612
Preis: HC 24,00€ / eBook 19,99€
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♥ Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt ♥

 

 

Wie überlebt man eigentlich die Liebe? – Martin glaubt, er könne eine liebevolle, wunderschöne Ehefrau und zur gleichen Zeit eine reizende Geliebte in seinem Leben haben. Als ihn seine Frau für ihren Psychiater verlässt, gerät Martins emotionale Souveränität allerdings ins Wanken. Aber wir sind ja keine Wilden, denkt er sich. Martin möchte die Angelegenheit großmütig und sensibel regeln. Doch dann tritt eine dritte Frau in sein Leben: Honor Kleins geradezu dämonische Großartigkeit stößt ihn zunächst ab, weckt aber bald darauf eine alles verzehrende, monströse Leidenschaft in ihm. Iris Murdoch erzählt in ihrem Klassiker von 1963 eine so vergnügliche wie hypnotisierende Geschichte über die Metaphysik der Liebe.

Quelle: Piper Verlag

 

 

Aber es war eine seltsame Liebe, die einzig darin Ausdruck fand, dass ich mich Antonias Willen beugte, damit das Band zwischen uns nicht zerriss. Zugleich war es eine Folter, ihr hierin nachzugeben, und das zarte Band wurde zu einem Henkersstrick.
(Seite 85)

Martin, ein wohl situierter Londoner Anfang vierzig, und vergöttert seine Frau Antonia über alles. Aber sein Liebesleben wird erst durch die amourösen Abenteuer mit Georgie perfekt. Er ist glücklich mit dieser Situation und kann sich kein besseres Arrangement vorstellen, bis zu dem Tag, als ihm Antonia eröffnet, ihn wegen ihres Psychologen Palmer Anderson zu verlassen. Doch das neue Paar möchte Martin keineswegs aus ihrem Leben verbannen – ganz im Gegenteil. Gemeinsame Stunden vor dem Kamin mit einem Glas Whiskey in trauter Dreisamkeit sind durchaus erwünscht. Doch als auch noch Bruder und Schwester von Martin und Palmer auf der Bildfläche erscheinen, ist das gefühlsmäßige Chaos perfekt. 

 

 

Sie sind ein Held, Mr Lynch-Gibbon. Der Ritter der endlosen Erniedrigung. Man weiß nicht, ob man Ihnen die Füße küssen oder Ihnen eine ordentliche Analyse empfehlen soll.
(Seite 179)

Man nehme einen Ehemann, der eine Geliebte hat. Dessen Freund verehrt seine Frau, die wiederum sich in den Psychiater verliebt, der es aber mit der Treue auch nicht so genau nimmt.  Dann mixt man alle Beziehungen gut durch und erhält am Ende völlig neue Paarungen, die aber auch bereits mit einem Verfallsdatum versehen sind.

Ihr könnt mir soweit folgen und lest zwischendurch gerne mal groteske und absurde Geschichten?
Dann kann ich euch “Ein abgetrennter Kopf“ definitiv empfehlen! Denn hinter diesem Roman verbirgt sich mehr, als nur ein kleines, aber feines sprachliches Meisterwerk. 

Zugegeben, manchmal hätte ich das Buch gerne an die Wand geschlagen, weil die Entwicklung der Charaktere einen langsam aber sicher in den Wahnsinn treiben. Aber gleichzeitig wartet man gebannt, welche Enthüllungen unseren gehörnten Hauptprotagonisten Martin als nächstes den Boden unter den Füßen wegziehen.
Auch die Handlung und Dialoge werden mit fortschreitender Seitenanzahl zunehmend Grotesker und Überspitzter. Man hat das Gefühl, dass Iris Murdoch alle denkbaren und undenkbaren Situationen einer Trennung systematisch durchgegangen ist, ohne jedoch den roten Faden vollständig zu verlieren.
Doch kurz bevor sich bei mir der Eindruck unsinniger Wiederholungen manifestiert hat und alles ins lächerliche zu stürzen droht, endet das Buch in einem großartigen Finale, das schon im ersten Kapitel mit der „Vorahnung einer Strafe“ angekündigt wird. Ob dabei tatsächlich Köpfe rollen, müsst ihr selbst herausfinden. 

Ein abgetrennter Kopf erschien erstmals 1961 in Großbritannien und wurde 1963 in Deutschland unter dem Titel “Maskenspiel“ veröffentlicht. Zwar kenne die alte Ausgabe nicht, aber mit der Neuübersetzung von Maria Hummitzsch ist dem Verlag zweifellos ein sprachliches Meisterwerk gelungen – Denn den Großteil seiner Kraft zieht der Roman, für mich persönlich, definitiv aus seiner Sprache.

 

 

Murdochs „Ein abgetrennter Kopf“ unterhält auf Niveau und zeigt mit jeder Menge Irrungen und Wirrungen der Liebe, wie kompliziert das Gefühlsleben doch ist.
Kein leichtes Buch, aber eins, dass sich zu Lesen lohnt.

 

 

♥ Vielen Dank an den Piper Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars ♥

 

 

Über die Autorin

Iris Murdoch, 1919 in Dublin geboren und 1999 in Oxford gestorben, ist eine der profiliertesten britischen Schriftstellerinnen und Philosophinnen des 20. Jahrhunderts und eine frühe Pionierin der Gender Studies. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 1978 den Man Booker Prize.

Quelle: Piper Verlag   

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