Rezension Christian Dittloff – Das weiße Schloss

Rezension Christian Dittloff – Das weiße Schloss

Autor: Christian Dittloff
Titel: Das weiße Schloss
Herausgeber: Berlin Verlag
Datum der Erstveröffentlichung: 1. August 2018
Buchlänge: 304 Seiten
Titel der Originalausgabe: 
ISBN: 3827013852
Preis: Broschiert 22,00€ / eBook 18,99€
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 Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Sie sind ein glückliches Paar. Ada und Yves haben sich für ein Kind entschieden, doch fürchten sie die Unvereinbarkeit von Liebe, Karriere und Erziehung. Deshalb nehmen sie am Prestigeprojekt des Weißen Schlosses teil, wo Leihmütter Kinder fremder Eltern austragen und aufziehen, alles sozusagen Bio und Fair Trade. Elternschaft ist hier Beruf, überwacht und gelenkt von einem alles kontrollierenden Apparat. Der Nachwuchs kann jederzeit besucht werden. Über neun Monate zeigt der Roman die beiden auf dem Weg zum eigenen Kind, folgt den Veränderungen ihres Selbstbilds und ihrer Beziehung. Im Stile von Kazuo Ishiguros »Alles, was wir geben mussten« stellen sich wichtige Fragen unserer Zeit in eigener Versuchsanordnung: Ab wann ist Bindung ein Verlust von Freiheit? Was ist Familie? Sind die tradierten Rollenbilder von Mutter und Vater verhandelbar? Spielerisch erreicht »Das Weiße Schloss« eine stilistische Größe sowie eine gedankliche Tiefe voller literarischer Verweise und Fragestellungen und wird so zu einem fulminanten Gewebe von transzendenter Leuchtkraft.

 

 

Ada und Yves wünschen sich ein Kind. Doch nicht auf dem herkömmlichen Weg. Obwohl beide vollkommen gesund und zeugungsfähig sind, haben sie sich für ein neu entwickeltes Programm entschieden, dass Wunscheltern eine Leihmutter stellt – Aufzucht und Ausbildung inklusive. Für das Paar die perfekte Lösung, möchte doch keiner der Beiden auf ein schönes sauberes Haus, Partys und Reisen verzichten. 
Aber bleibt bei so einer Entscheidung wirklich keiner auf der Strecke?

 

 

Es wird ein großartiges Kind. Und immer wenn wir es besuchen, können wir es lieben. Wir können gute Eltern sein.

Was bedeutet Familie? Ist es mehr als nur ein Wort?
Kann man Mutterliebe einteilen?
Darf man ein Kind „fremd“ erziehen lassen, um sein eigenes Leben weiterhin voll auskosten zu können?
Christian Dittloffs Roman über eine gar nicht so abwegige Zukunftsvision hat mich mit einer Menge Fragen und mit einer noch größeren Portion Wut im Bauch zurückgelassen.
Gewollt Provokant spinnt er unseren modernen Optimierungswahn weiter und beschreibt in „Das weiße Schloss“ ein Pärchen, dass sich zwar für einen Stammhalter entscheiden hat, aber nichts mit dessen täglichen Bedürfnissen zu tun haben möchte.
Die Atmosphäre ist kühl. Wenn man beide Hauptprotagonisten mit einem Wort beschreiben sollte, dann wäre es für mich „unnahbar“.
Die Liebe, so wie sie Ada und Yves füreinander empfinden wirkt unecht, auch wenn zwischendrin kleine Funken sprühen. Über die kompletten 300 Seiten hinweg war mir keiner der beiden auch nur annähernd sympathisch und auch sonst hatte ich den Eindruck, dass es in dieser Geschichte keine wirklich funktionierende Familie gibt. Schwestern klagen über das Unglück, dass sie seit der Geburt ihrer Kinder verspüren und auch die Nachbarn engagieren Ganztagskindermädchen, um ein weitestgehend normales Berufsleben bewerkstelligen zu können. Selbst Adas Chefin traut den weiblichen Angestellten nicht zu Beruf und Kind anständig zu vereinen („Die werde doch nur die alten Strukturen wiederherstellen wollen, werde nur ihr Kind im Sinn haben und das Büro mit Familienfotos zumüllen.“ – S. 217)

Zugegeben, die Behauptungen und Darstellungen von Christian Dittloff sind extrem und meine Rezension bisher alles andere als positiv, aber trotzdem, oder genau aus diesem Grund bekommt „Das weiße Schloss“ von mir 4,5 Sterne.
Es wirft Fragen auf, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Es ist beklemmend und faszinierend zugleich und beschreibt eine Zukunft, die ich keinem Kind wünsche.

Leider kamen die Institution selbst und das Leben der Leihmutter etwas zu kurz. Ich hätte gerne mehr über diese elitäre Welt und die daraus resultierenden Konsequenzen erfahren.

 

 

Ein packender und sprachlich hervorragender Zukunfts-Roman, der uns alle angeht.
Klare Leseempfehlung, allerdings nur bedingt für Jugendliche geeignet.  

 

 

♥ Vielen Dank an den Piper Verlag für die Zusendung  das Rezensionsexemplars! ♥

 

Über den Autor

Christian Dittloff, geboren 1983 in Hamburg, studierte Germanistik und Anglistik in Hamburg. Während des Studiums arbeitete er in einer Psychiatrie sowie als Kulturjournalist in allen Formaten von Print bis Podcast. Anschließend studierte er Literarisches Schreiben in Hildesheim. Seit 2014 ist er Social Media-Manager für die Komische Oper Berlin. Christian Dittloff lebt, arbeitet und schreibt in Berlin. »Das Weiße Schloss« ist sein erster Roman.

Quelle: Piper Verlag

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