Rezension H. P. Lovecraft – Der kosmische Schrecken: Gesammelte Werke Band 1

Rezension H. P. Lovecraft – Der kosmische Schrecken: Gesammelte Werke Band 1

Autor: H. P. Lovecraft
Titel: Der kosmische Schrecken: Gesammelte Werke Band 1
Herausgeber: Festa Verlag
Datum der Erstveröffentlichung: 04. Mai 2011
Buchlänge: 316 Seiten
Titel der Originalausgabe: The Shadow over Innsmouth
ISBN: 3935822685
Preis: HC 24,00€
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 Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Sechs der besten Geschichten vom Altmeister des Horrors in völlig neuer Übersetzung. Zusätzlich enthalten sind Lovecrafts Notizen zu “Der Schatten über Innsmouth” und eine verworfene Fassung dieser unheimlichen Novelle, sowie ein ausführliches Nachwort zur deren Entstehungsgeschichte, geschrieben von den amerikanischen Fantastikexperten S. T. Joshi und David E. Schulz. Die Neuauflagen der Reihe sind ausgestattet mit Leseband und Schutzumschlag in der Festa-Lederoptik – robust und bibliophil.

 

 

Wenn man ein Faible für klassischen Horror und SciFi hat, kommt man an H.P. Lovecraft sicherlich nicht vorbei. Neben Stephen King und Edgar Allan Poe einer meiner liebsten in diesem Genre, wenn nicht DER Autor überhaupt für mich. Schon damals war er seiner Zeit meilenweit voraus, galt als Visionär und Phantast und lässt durch seine Worte noch heute das Grauen bildhaft werden.
2018 würde man Lovecraft wahrscheinlich als Nerd bezeichnen, aber zu seiner Zeit war er ein Außenseiter, der oft belächelt und nicht für ganz voll genommen wurde. Er zog sich gerne in die Welt der Bücher zurück und verarbeitete dort seine Ängste und Phantasien.
Ich frage mich oft, ob all seine Geschichten auch entstanden wären, hätte seine Umwelt anders auf ihn reagiert. Aber wie dem auch sei – durch seinen außergewöhnlichen Stil ging er definitiv in die Geschichte ein. 

Schon als Jugendliche war ich fasziniert von seinen Kurzgeschichten und Novellen und auch heute greife ich immer wieder zu seinen abgedrehten und phantastischen Werken. Er schafft es auf eine ganz besondere Art meine Nackenhaare aufzustellen und braucht dabei weder literweise Blut noch Spuckschlösser – Ortsbeschreibungen oder kleine Hinweise genügen oft, um eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen.
Als ich dann im Festa Verlag diese hochwertig aufgemachte Neuauflage der H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens gesehen habe, wusste ich: Die muss ich haben!
In sechs Bücher unterteilt bringen die Übersetzer Frank Festa und Andreas Diesel seine Geschichten erneut aufs Papier und, ausgestattet mit Schutzumschlag in Lederoptik und Lesebändchen, lässt sich diese wirklich hervorragend lesen.

 

Das vorliegende Buch ist das 1. von insgesamt 6 Bänden und beinhaltet folgende Kurzgeschichten und Novellen: 

“Ratten im Gemäuer“ (1924)
Der Amerikaner De La Poer hat in England die Exham Priorei bezogen. Seit dem 13. Jahrhundert     wurde diese bereits von seiner Familie bewohnt, doch die Grundmauern dieses Hauses sind viel älter. Sie stammen angeblich von Römern aus dem 2. Jahrhundert und wurden für abscheuliche Riten und Opfergaben genutzt.
Nach einer Woche hört De La Poer das erste Trippeln in den Mauern seines Schlafgemachs und vermutet Ungeziefer im Haus. Zusammen mit seinem Nachbarn beginnt er den Keller nach den Plagegeistern abzusuchen und stößt dabei auf einen Altarstein, der den Eingang zu einer weiteren, darunterliegenden Etage bildet. Doch die dort hinabführende Treppe, die mit von Ratten zernagten Skeletten bedeckt ist, ist nicht das Schrecklichste, was die Beiden dort unten erwartet.
“Das Ding auf der Schwelle“ (1937)
Es ist wahr, dass ich meinem besten Freund sechs Kugeln durch den Kopf gejagt habe, und dennoch hoffe ich mit dieser Aussage zu beweisen, dass nicht ich sein Mörder bin.
Mit diesen Worten beginnt Daniel Upton, Berichterstatter des grausigen Unglücks, welches seinem Jugendfreund Edward Pickman Derby wiederfahren ist, seine Geschichte. Edward war Dichter und Student des Okkulten und wuchs überbehütet in einer seltsamen Familie auf. Statt einen ordentlichen Beruf nachzugehen trieb er sich lieber mit Säufern und zwielichtigen Gestalten der Miskatonic Uni in Arkham herum. Bis er mit 38 Jahren Asenath White, die Frau seines Lebens und Tochter des verstorbenen Hexenmeisters Ephraim White traf. Sie heirateten wenig später und ab diesem Zeitpunkt bekommt Upton seinen Freund nur noch selten zu sehen – wenn doch, erscheint er stark verändert. Dieser Wandel macht ihn misstrauisch und Upton beginnt Nachforschungen über Asenath White und deren Vergangenheit anzustellen. Doch mit einer solch ungeheuerlichen Entdeckung, hätte er niemals gerechnet.
“Dagon“ (1917/23)
Dagon erinnert stark an den viel besser erzählten “Der Ruf des Cthulhu“ Mythos und ist meiner Meinung nach eine der schwächsten Geschichten in diesem Band.
Ein entkommener Kriegsgefangener des 1. Weltkriegs strandet auf einer Insel im Südpazifik. Der Strand besteht aus einem schwarzen, schleimigen Sumpf, an dem kein Leben zu vermuten ist. Er schleppt sich tagelang zu einem Hügel hoch, der sich als Vulkankrater entpuppt und entdeckt dort einen Monolithen. Dieser ist bedeckt mit Sinnbildern und Schriftzeichen von riesigen humanoiden Fischwesen, von denen eines auch im bald Kratersee auftaucht und den Gestrandeten in den Wahnsinn treibt.
“Der Flüsterer im Dunkeln“ (1931)
Albert N. Wilmarth ist Literaturprofessor an der Miskatonic-Universität und wird gebeten, einen Artikel über merkwürdige Sichtungen bei einer Überschwemmung in Vermont zu schreiben. Bei dieser wurde von krustentierartigen Wesen mit Flügeln berichtet, die tot in den Fluten trieben. Der Professor tut dies als Aberglauben ab, da die Beschreibungen außergewöhnlich gut zu alten Sagen und Volksmärchen aus dieser Gegend passen.
Kurze Zeit darauf erhält er einen Brief von einem gewissen Henry W. Akeley, der ihn bittet, die öffentliche Diskussion über die Sichtungen einzustellen, da die Leute von den Bergen Vermonts ferngehalten werden müssten. Außerdem bestätigt er, dass es diese Wesen wirklich gebe und er ihm sogar Beweise zukommen lassen könne. Wilmarth stimmt dem Versand der Beweise zu und erhält ein Tonband, auf dem die Stimmen der Wesen aufgezeichnet sind, sowie Fotos von deren Fußabdrücken. Ihm läuft ein kalter Schauder den Rücken hinunter und ein namenloses Grauen erfasst sein Herz. Die beiden Herren schreiben sich immer häufiger und nach einigen merkwürdigen Vorfällen berichtet Akeley, dass er sich mit dem Wesen verständigt habe und lädt Wilmarth in sein abgelegenes Landhaus in die Berge von Vermont ein …
“Der Außenseiter“ (1926)
Ein unbekannter Ich-Erzähler berichtet von seinem Leben in den Gemäuern eines uralten, dunklen und grauenvollen Schlosses, welches er bisher ohne Kontakt mit der Außenwelt verbracht hat. Eines Tages beschließt er, dass es an der Zeit ist seine Behausung zu verlassen und einen finsteren Turm zu erklimmen um einmal den Himmel zu sehen. Doch anstelle von Sternen erblickt er ein weiteres Schloss, aus dessen offenen Fenstern der fröhliche Lärm eines Festes dringt. Panisch ergreift er die Flucht und erblickt in einem Spiegel ein grauenhaftes Ungeheuer, dass ihn aus seinen kadaverartigen Augen anblickt…
“Der Schatten über Innsmouth“ 1931/36)
Ein junger Mann, der auch hier wieder als Ich-Erzähler fungiert, bereist im Jahre 1927 Neuengland. Auf seiner Reise hört er Geschichten über einen Ort namens Innsmouth, der allerdings auf keiner Straßenkarte verzeichnet ist. Dies weckt seine Neugier und er beschließt, trotz der Warnungen der benachbarten Bevölkerung, diesem Städtchen einen Besuch abzustatten. In Innsmouth angekommen erwartet ihn, was ihm beschrieben wurde: Ein verfallener und heruntergekommener Küstenort, abweisende froschgesichtige Bewohner und einen unchristlichen Kult, der sich die Kirche des Dagon nennt.
Neugierig macht er sich auf die Suche nach weiteren Informationen und trifft dabei auf den alkoholsüchtigen Kauz Zadok Allen. Dieser erzählt ihm mit lallender Zunge über einen Teufelspakt, den der in Innsmouth ansässige Kapitän mit fischartigen Kreaturen aus dem Meer geschlossen hat. Seitdem werden deren Meeresgott Cthulhu regelmäßig Menschenopfer dargebracht und die Bewohner haben angefangen, sich mit den Meereswesen zu vermischen.
Anfangs lauscht der Erzähler noch ungläubig dieser absonderlichen Geschichte, doch als in der Nacht unerbittlich Jagd auf ihn gemacht wird beginnt er das Grauen zu begreifen.

Außerdem enthalten:

• Anmerkungen zu “Der Schatten über Innsmouth“
• Lovecrafts Notizen zu “Der Schatten über Innsmouth“
• Verworfene Fassung von “Der Schatten über Innsmouth“
Hier erhält man kleine aber sehr interessante Einblicke in Lovecrafts Leben, sowie Informationen zur Entstehung und Veröffentlichung seiner Werke.

 

Die Zusammenstellung des Sammelbandes ist hervorragend gelungen.
Während man mit „Die Ratten im Gemäuer“, „Das Ding auf der Schwelle“, „Der Flüsterer im Dunkeln“ und „Der Schatten über Innsmouth“ vier meiner liebsten Kurzgeschichten Lovecrafts vor sich hat, bieten „Dagon“ und „Der Außenseiter“ eine willkommene Abwechslung und passen auch atmosphärisch hervorragend zusammen. 

Lovecrafts Schreibstil ist typisch für die damalige Zeit. Lange Schachtelsätze und ausführliche Dialoge gehören ebenso zu ihm, wie sein veraltetes Frauenbild und der stellenweise fremdenfeindliche Unterton. Doch sollte man sich zum einen bewusst machen, dass diese Geschichten inzwischen über 70-80 Jahre alt sind und einer ganz anderen Kulturepoche entstammen und Lovecraft selbst, zum anderen, ziemlich eigenbrötlerisch und fremden Dingen wenig aufgeschlossen war.
Wer über diese Dinge hinwegsehen kann, wird mit diesem Band definitiv seine wahre Freude haben.
Auch wenn ich bereits zahlreiche Bücher von diesem Autor besitze, finde ich gerade das Zusatzmaterial so interessant, dass ich schon am überlegen bin, welchen Band der Festa Reihe ich als nächstes haben will. 

 

 

“Der kosmische Schrecken“ ist sowohl für Lovecraft-Fans als auch für Neulinge geeignet.
Eine perfekte Auswahl und eine gelungene Hommage an den Meister des Fantastischen. Von daher gibt es auch eine absolute Leseempfehlung von mir!

 

 

♥ Vielen Dank an den Festa Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

Über den Autor 

Quelle

Howard Phillips Lovecraft ( * 20.08. 1890 in Rhode Island, Vereinigte Staaten / + 15. März 1937 in Rhode Island, Vereinigte Staaten) war ein amerikanischer Schriftsteller. Er gilt als einer der weltweit einflussreichsten Autoren im Bereich der phantastischen und anspruchsvollen Horrorliteratur (Wikipedia)

 

 

 

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