Rezension A. J. Steiger – Jeder von uns ist ein Rätsel

Rezension A. J. Steiger – Jeder von uns ist ein Rätsel

Autor: A. J. Steiger
Titel: Jeder von uns ist ein Rätsel
Herausgeber: Carlsen Verlag  
Datum der Erstveröffentlichung: 01. November 2018
Buchlänge: 400 Seiten
Titel der Originalausgabe: When My Heart Joins the Thousand
ISBN: 355158379X
Preis: HC 18,00€ / eBook 12,99€
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 Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Andere Menschen zu verstehen ist für Alvie eine Herausforderung. Ihr Lieblingsbuch ist die Kaninchensaga »Unten am Fluss« und richtig wohl fühlt sie sich nur in ihrem Job im Zoo, bei den Tieren. Doch als sie Stanley kennenlernt, ist alles anders: Er interessiert sich nicht nur für Quantenphysik wie sie, sondern ist auch unendlich geduldig. Aber auch Stanley fällt es schwer, sich zu öffnen. Und es ist ein langer, zum Teil sehr komischer, manchmal trauriger und wunderschöner Weg, der sie am Ende zusammenbringt – zu so etwas Ähnlichem wie Glück.

Quelle: Carlsen Verlag 

 

 

“Mein Herz hat sich mit den Tausend verbunden, denn mein Feind hörte auf zu laufen.“
Ich fand schon immer, dass keine anderen Worte das Gefühl der Trauer so treffend zum Ausdruck bringen. Wenn man jemanden verliert, wird das eigene Herz zu einem dieser tausendfachen Feine, zu einer zerstörerischen Macht, die einen von innen zerfleischt, wie ein Knoten aus glänzendem Stacheldraht. Manchmal kann man das nur überleben, indem man sein Herz tötet. Oder in einen Käfig sperrt.
(Seite 228)

Es gibt Bücher, die lese ich, stelle sie danach ins Regal und erinnere mich im vorbei gehen daran, dass es mir gefallen hat – ohne jedoch den genauen Inhalt wiedergeben zu können.
Und dann gibt es Bücher, die mich vollkommen einnehmen. Bücher, die ich nicht ins Regal stelle, sondern jedem, ob er/sie will oder nicht, in die Hand drücke, weil es einfach gelesen werden muss.
Bücher, an deren Inhalt ich mich noch Monate später erinnere und einzelne Zitate auswendig aufsagen kann. Bücher, die einfach wichtig sind – Bücher eben, wie Jeder von uns ist ein Rätsel.

„Eine wunderschöne und anrührende Liebesgeschichte!“. Das ist es, was der Klappentext uns Lesern verspricht. Doch hinter den wunderschönen Zeilen steckt so viel mehr als nur eine gewöhnliche Liebesgeschichte zweier Menschen, die es schwer im Leben haben – denn Alvie und Stanley sind alles andere als gewöhnlich.

Ich frage mich, was ich wohl bin. Ein Kaninchen, Ein Pinguin, eine Hyäne, ein Affe? Oder irgendwas ganz anderes? nur eins ist sicher: Mit Menschen habe ich nicht sehr viel gemein.
(Seite 8)

Die 17-jährige Hauptprotagonistin Alvie ist anders, als andere Menschen. Sie lebt allein, liebt Tiere, ihren Job im Wildpark, Quantenphysik – und leidet am Asperger-Syndrom.
Durch ihre Krankheit fällt es ihr schwer Empathie zu empfinden oder gar Berührungen zuzulassen und Fremde, die ihren Hintergrund nicht kennen, sind oft abgeschreckt von ihrer verbalen Direktheit.
Doch dann trifft sie auf Stanley, der sie so akzeptiert, wie sie ist und sich selbst von ihren aggressiven Ausbrüchen während einer Panikattacke nicht abschrecken lässt.
Sehr zögerlich lässt Alvie für Stanley ihre selbsterrichtete Mauer bröckeln und fremdwirkende Gefühle schleichen sich in ihren Kopf. Aber ihre Selbstzweifel versperren ihr immer wieder den Weg in die Freiheit.

Mich hat letztens jemand gefragt, was genau das Buch für mich zu so etwas besonderem gemacht hat. Nun, zum einen war es sicherlich die Art, wie einfühlsam A. J. Steiger mit den Themen Toleranz, Freundschaft, Verständnis und Selbstakzeptanz umgegangen ist. 

Es gab so viele gefühlvolle Stellen, die mir die Tränen in die Augen getrieben haben. Szenen, die mich durch ihre Situationskomik zum Lächeln brachten, obwohl es für in dem Moment für Alvie eigentlich nichts zu lachen gab.
Aber genau genommen waren es die gesamten 400 wundervollen Seiten, die mich tief berührt haben.

Jeder von uns ist ein Rätsel hat in mir ein Verständnis geweckt genauer hinzuschauen, bevor ich eine Person aufgrund ihres Verhaltens verurteile.
Menschen leiden an den verschiedensten Krankheiten, die wir definitiv nicht alle auf den ersten Blick erkennen oder gar zuordnen können.
Gerade bei psychische Krankheiten, die man einer Person nicht direkt ansieht, fällt es uns oft schwer, bestimmte Verhaltensauffälligkeiten zu akzeptieren und zu tolerieren. Ein Urteil ist schnell gefällt und der Stempel „Irrer“ oder „Freak“ ist einfacher gesetzt, als ein Verständnis für die Symptome aufzubringen.

Dieses Buch öffnet nicht nur Augen, sondern auch Herzen. Und mit mehr Stanleys an unserer Seite, könnte die Welt definitiv ein kleines bisschen besser werden, jeden Tag. 

Oft noch halte ich das Buch in den Händen und erinnere mich an den Jungen mit den blauen Augen und das Mädchen, das einfach nur jemanden treffen wollte. Doch am allermeisten erinnere ich in diesem Momenten an die schönste Geschichte, die ich seit langer Zeit gelesen habe. 

 

 

Eine wahnsinnig emotionale, kraftvolle Geschichte, die Hoffnung gibt. Sie hat mich aufgewühlt, mich in den Arm genommen und mich mit einem wohligen Gefühl zurück gelassen. Eine Geschichte, die ich jedem empfehlen kann.

 

 

♥ Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

Über die Autorin

A. J. Steiger hat ihr ganzes Leben in Chicago verbracht. Sie studierte am Columbia College kreatives Schreiben und fasst die Bezeichnung »Nerd« als Kompliment auf. A.J. Steiger mag Hunde, Craft Beer und Pfannkuchenrestaurants.

Quelle: Carlsen Verlag

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