Rezension Dolly Alderton – Gespenster

Rezension Dolly Alderton – Gespenster

Autor: Dolly Alderton
Titel: Gespenster
Herausgeber: Atlantik Verlag
Datum der Erstveröffentlichung: 02. Februar 2021
Buchlänge: 384 Seiten
Titel der Originalausgabe: Ghosts
ISBN: 978-3-455-01109-8
Preis: HC 22,00€ / eBook 9,99€
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♥ Dieser Beitrag enthält Werbung, da es sich um ein Rezensionsexemplar handelt 

 

 

Die erfolgreiche Food-Autorin Nina George Dean trägt ihren zweiten Vornamen, weil ein Hit von Wham! an ihrem Geburtstag vor zweiunddreißig Jahren auf Platz eins der Charts stand. Das beeindruckt Max, den sie von einer Dating-App kennt und der auf rasante Weise ihr Herz erobert. Doch genauso schnell, wie er Nina an der Nachtbushaltestelle das ewige Glück versprochen hat, verschwindet er plötzlich wieder aus ihrem Leben – ohne eine Spur zu hinterlassen. Gleichzeitig plant Ninas Exfreund seine Hochzeit, und ihre beste Freundin erwartet ihr zweites Baby. Und dann erkrankt ihr geliebter Vater an Demenz. Als Nina alles zu entgleiten droht, wünscht sie sich nur noch sehnlichst in ihre Jugendtage zurück – bis sie erkennt, dass das Leben immer in dem Moment zwischen Vergangenheit und Zukunft spielt. Der große Roman über Beziehungen in all ihren Formen – hinreißend, lustig und tief berührend erzählt.

Quelle: Atlantik Verlag

 

 

 

Vor ein paar Jahren hat mich eine Freundin auf der Arbeit gefragt, ob ich Tinder kenne.
Klar! Hab ich freudig ausgerufen – erst neulich gelesen. Du meinst das Buch von Sally Gardner mit diesem weißen Wolf auf dem Cover, oder?
Anhand ihres Gesichtsausdrucks konnte ich relativ schnell sehen, dass wir hier wohl nicht vom gleichen Tinder sprechen und nach einigem Gelächter hat sich mich dann aufgeklärt: Tinder, eine Mobile-Dating-App, die einem das Kennenlernen von Menschen erleichtern soll.

Zu meiner Verteidigung muss ich vielleicht sagen, dass ich seit 18 Jahren mit meinem Mann zusammen bin, sieben davon verheiratet, und überhaupt null Berührungspunkte mit solchen Apps habe (ElitePartner oder Parship mal ausgenommen, mit diesen Namen wird man zwangsläufig in der TV-Werbung zugeballert).
Du Glückliche, mögen jetzt viele von euch denken, und das gleiche habe ich mir auch gesagt, als oben genannten Freundin dann mit ihren Storys um die Ecke kam. Sie meinte es sei einfach nicht mehr möglich auf anderen Wegen jemanden kennenzulernen – aber dort die große Liebe zu finden scheint auch einem Sechser im Lotto gleich zu kommen: Der eine verschwindet nach dem ersten Treffen spurlos, der andere hat noch vier weitere Mädels am Start. Wieder ein anderer ist nur auf Sex aus während Nummer vier ganz anders aussieht als auf seinen Profilbildern.

Auch im Buch Gespenster von Dolly Alderton geht es um eine Dating-App namens Linx und um die Suche nach der großen Liebe. Um Freundschaft, das Zerbrechen von ihr, Familie und Verlust. Ein wirklich grandioses Buch, das ich kaum zur Seite legen konnte (Spoiler: Ich habe es an einem Tag verschlungen).

 

Keiner von uns ist etwas Besonderes. Ich weiß nicht, warum wir uns so gegen diese Tatsache sträuben.
(Seite 43)

 

Nina George ist Anfang 30, erfolgreiche Kochbuchautorin, Single und lebt in London. Demnächst soll ihr neues Buch erscheinen, ihre beste Freundin bekommt ein weiteres Baby und ihr Ex-Freund will heiraten – nur Ninas Liebesleben scheint irgendwie nicht existent.
Auf Empfehlung ihrer Freundin Lola meldet sich Nina zum ersten Mail bei der Dating-App Linx an und lernt dort Max kennen. Schon beim ersten Treffen stimmt die Chemie, es funkt gewaltig, weitere Verabredungen folgen und die beiden verbringen wundervolle Wochen miteinander. Doch dann ist Max plötzlich weg. Er reagiert nicht mehr auf ihre Nachrichten und Anrufe, selbst auf Linx ist er unsichtbar geworden. Nina ist verzweifelt, ihr Herz scheint sich davon nicht erholen zu wollen und dann verschlingt auch noch die Demenz ihres Vaters immer mehr Erinnerungen und Wesenszüge von ihm.

 

Auch wenn Gespenster ernste Passagen und tragische Momente hat, so ist Dolly Alderton doch vorranging ein Roman gelungen, der richtig viel Spaß beim Lesen macht. Seite um Seite schlingt man in sich hinein und es wird zur regelrechten Sucht, das Leben von Nina mitzuverfolgen. Es gab Szenen, da musste ich schmunzeln, Momente, bei denen man einfach nur laut auflachen kann und Sätze, in denen ich mich oder Freunde wiedererkannt habe.
Es ist eine Geschichte aus dem hier und jetzt und es fühlt sich so an, als ob man alles, was den Protagonisten passiert, tatsächlich erlebt und irgendwo schon einmal in einem Gespräch mitbekommen hat.

Die Texte stecken voller Ironie und trockenem bzw. britischem Humor und damit trifft die Autorin bei mir genau ins Schwarze. Gerade in der aktuellen Zeit unterhält es wunderbar und hebt die Laune immens und auch wenn Gespenster bestimmt vorrangig von Frauen gelesen wird, kann ich mir durchaus auch vorstellen, dass Männer ebenso ihren Spaß damit haben würden.
Sei es, um einfach mal in die Gefühlswelt des weiblichen Geschlechts zu blicken oder um zu erfahren, wie es sich als Frau mittleren Alters anfühlt, versetzt zu werden. Wenn aus einem unverfänglichen Date mehr wird und dieses Mehr plötzlich zu einer Verpflichtung.
Wie gesagt, ich selbst habe keinerlei Erfahrung mit solchen Verabredungen oder Apps, doch trotzdem musste ich immer wieder bestätigend nicken, weil man jeden einzelnen Gedanken von Nina oder Lola selbst fühlt.

Wie schwer muss das Kennenlernen sein, wenn die einzige Gemeinsamkeit anfangs die Dating-App ist? Keine gemeinsamen Freunde, durch die man vielleicht erst auf die Person aufmerksam geworden ist? Keine gemeinsamen Orte, die eventuell eine direkte Verbindung schaffen.
Umso einfacher scheint es, nach einem Date, dass nicht ganz so gelaufen ist, wie man es vielleicht gerne gehabt hätte, einfach zu verschwinden. Die oder der nächste wartet ja schon, wenn ich das Handy starte.
Sicherlich hat das auch seine Vorteile, denn so haben wir die (fast) freie Wahl. Millionen Singles mit den verschiedensten Hobbys warten auf Mr./Mrs. Right. Ein Klick oder Swipe genügt und schon hat man die Möglichkeit jemanden näher kennenzulernen. Doch kann dieser Schuss auch nach hinten losgehen, wenn sich plötzlich niemand mehr festlegen will: Vielleicht ist das nächste Profil ja besser?

Apropos Beziehungen: Wie eingangs schon erwähnt, geht es in Gespenster natürlich nicht nur um solche rein sexueller Natur, sondern auch um die, die man zu Freunden und Eltern pflegt.
Auch ein wichtiger Aspekt in der persönlichen Entwicklung, denn gerade Freundschaften verändern sich im Laufe der Zeit stark und auch die Beziehung zu den Eltern leidet oder wandelt sich, wenn nicht alle am gleichen Strang ziehen oder ehrlich miteinander umgehen.

Mich jedenfalls hat Gespenster bis zum Ende berührt, überrascht und sehr gut unterhalten!

 

 

Liebe in Zeiten von Tinder und Co: Gespenster von Dolly Alderton ist ein absolutes Wohlfühlbuch, bei dem man gar nicht will, dass es jemals endet.
Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung!

 

 

♥ Vielen Dank an den Atlantik Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars! ♥

 

 

Über die Autorin
Dolly Alderton ist eine preisgekrönte Bestsellerautorin, Journalistin und Podcasterin. The High Low hatte Millionen HörerInnen und stand regelmäßig auf Platz 1 der Charts. Dolly Alderton ist Starkolumnistin der Sunday Times und tritt als Jurorin und Speakerin zu Themen aus Popkultur, Literatur, Film und Musik auf. Sie ist, kurz gesagt, die Stimme ihrer Generation.

Quelle: Atlantik Verlag

 

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